DIY-Experiment: Seife sieden

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Wieso Seife sieden und nicht gießen?

Wie ich in meinem Beitrag „Seife herstellen – Sieden oder Gießen?“ beschrieben habe, gibt es zwei Möglichkeiten Seife zuhause herzustellen. Ich habe mich für die komplexere und aufwendigere Variante entschieden, die auch noch einen chemischen Anteil hat – Seife sieden. Wieso?
Beim Seifegießen müsste ich auf die vorhandenen Rohseifen zurückgreifen und da die meisten mit Palmöl produziert werden, wollte ich sie nicht nutzen.
Zusätzlich muss ich sagen, dass ich in Schule und Studium – auch wenn das nun schon etwas her ist – immer mit praktischer Chemie zu tun hatte und daher die Berührungsangst mit Laugen und Säuren auch nicht so sehr da war. Zudem wollte ich den Herstellungsprozess des Seifesiedens kennenlernen.

Rezept finden und Kniffs erlernen

Es gibt online so viele Seiten und Videos übers Seife sieden, so dass ich erst einmal einige Zeit damit verbracht habe, mir einen Überblick zu verschaffen.
Dabei habe ich mir auch die wichtigsten Kniffe notiert:

  • Natriumhydroxid (NaoH) ZUM Wasser geben! Nicht anders herum!
  • Den Anteil NaoH immer noch einmal selber berechnen (online Verseifungsrechner), damit die Verseifung auch wie gewünscht stattfinden kann.
  • Zum Erhitzen der Öle geht normales Kochgeschirr. Für alle anderen Schritte sollten Utensilien verwendet werden, die nicht mehr für Lebensmittel verwendet werden!
  • Eine Seifenlinie (Soap Line) sieht mega gut aus.
  • In der Seife gehen frische Kräuter und Blüten, zur Deko oben drauf nur Getrocknete.
  • Da ich eine Seife wollte, die möglichst wenig Inhaltstoffe hat, habe ich mich für die „Quick ’n easy“-Variante der Wunderbar Seifenbar entschieden und sie an meine Seifenpläne angepasst.
    Ich werde zweifarbige Seife sieden mit einer Soap Line. Der helle Teil enthält ein Mohnpeeling und der andere Teil enthält Farbe und Pflanzenbestandteile.

Meine Rezepturen

Lavendelseife mit Mohnpeeling

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Menge für ca. 1 L TetraPack

  • 522 g Olivenöl, nativ
  • 261 g Kokosöl, nativ
  • 87 g Rizinusöl, nativ
  • 218 g destilliertes Wasser
  • x g Natriumhydroxid (NaOH) in Perlen für
    8 % Überfettung – bitte selber mit dem Verseifungsrechner berechnen
  • 2,5 TL Speisesalz
  • 26 g ätherisches Lavendelöl
  • Seifenfarbe Lavendel
  • getrocknete Lavendelblüten
  • Mohnsamen, ganz
  • Backkakaopulver für die Soap Line

Zitronengras-Brennnessel-Seife mit Mohnpeeling

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Menge für ca. 1 L TetraPack

  • 522 g Olivenöl, nativ
  • 261 g Kokosöl, nativ
  • 87 g Rizinusöl, nativ
  • 218 g destilliertes Wasser
  • x g Natriumhydroxid (NaOH) in Perlen für
    8 % Überfettung – bitte selber mit dem Verseifungsrechner berechnen
  • 2,5 TL Speisesalz
  • 26 g ätherisches Zitronengrasöl
  • Seifenfarbe grün
  • frische Brennnesseln
  • getrocknete Brennnesseln und/oder Blüten
  • Mohnsamen, ganz
  • Kurkuma für die Soap Line

Seifen-Equipment

Da es ja ein erster Seife sieden – Versuch sein sollte, wollte ich so wenig wie möglich extra anschaffen. Daher habe ich versucht zu improvisieren.

  • Waage (optimal wäre mit einer Nachkommastelle)
  • Dicke Haushalts-/Putzschandschuhe, die über das Handgelenk hinausgehen
  • Altes langärmliges Hemd oder einen langärmligen Kittel
  • Schutzbrille, Atemmaske
  • Küchenpapier
  • Zeitungspapier oder Pappe zum Unterlegen
  • Nur fürs Öl aus dem Küchenschrank:
    • Kochtopf
    • Messbecher
    • Esslöffel
    • Teigschaber
  • Für die Lauge (danach nicht mehr für Lebensmittel benutzbar!)
    • Hitzestabiler Messbecher, 500 ml (wird über 90 °C heiß!)
    • Einmal-Plastiklöffel, alter Edelstahl-Esslöffel oder Glasstab
    • Leerer, ausgespülter Sahne-/Joghurtbecher oder ein ausgespültes Altglas
    • Thermometer (habe mein Küchenthermometer benutzt und es direkt mit Säure neutralisiert und mit Spüli abgewaschen)
    • kleines Kunststoffsieb
    • Essig
  • Für die Seife (danach nicht mehr für Lebensmittel benutzbar!)
    • alte Schüsseln, alte Schalen, alte Kochtöpfe (optimal wären 2 Große und 2 Kleinere)
    • extra Pürierstab oder Rühraufsätze für die Bohrmaschine
    • extra Teigschaber (optimal wären drei)
    • Seifenformen oder aufgeschnittene, gereinigte Tetrapacks
    • Kleines Sieb aus dem Küchenschrank oder Teezange
    • Isopropanol (reiner Alkohol) und eine kleine Sprühflasche
    • ggf. Seifenstempel
    • Messer, mitteldicker scharfer Draht oder Seifenschneider

Wo kaufe ich die Zutaten und das Equipment?

Das native Bio-Olivenöl und das native Bio-Kokosöl (fest) habe ich einfach im Supermarkt gekauft.
Dort gibt es meist auch destilliertes Wasser, was oft zum Bügeln benutzt wird.

Brennnesseln habe ich auf dem Balkon, getrocknete Blüten habe ich auch vom Balkon vom letzten Jahr – aber dafür kann man auch einfach mal im Teeregal schauen. Die getrockneten Lavendelblüten habe ich vom letzten Jahr von meiner Mutter bekommen.

Da Seife sieden wegen der Trockenzeit von 6 – 8 Wochen bei mir gerade etwas zeitkritisch war (sie soll zu Zeitpunkt x trocken sein), habe ich die restlichen Zutaten im Internet gekauft:

  • bio-ätherische Öle (Lavendel, Zitronengras),
  • Natriumhydroxid-Perlen (auch Ätznatron genannt),
  • natives Rizinusöl,
  • Seifenfarben (lavendel, grün),
  • Isopropanol (gibt es auch in der Apotheke),
  • 500 ml Messbecher von Thermohauser (aus Polypropylen – PP, Thermoglas wäre noch besser)
  • Rührer-Aufsätze für die Bohrmaschine oder einen Pürierstab

Als Seifenstempel habe ich einen Keks-Stempel verwendet, der tiefe Motive macht.
Seifenformen kann man in jeglicher Art kaufen. Ich habe aber leere, ausgespülte 1 L Tetrapacks verwendet.
Zum Schneiden der Seife hat sich mitteldicker nicht ummantelter Draht als das Beste erwiesen.

Seifen-Herstellung

Aufgrund geringem Platzangebots habe ich die Seifenherstellung in zwei Räume geteilt. Die Herstellung der Lauge sowie das Mischen von Lauge und Ölen fand bei mir in der Küche statt. Das Zugeben der anderen Zutaten, Farben sowie das Abfüllen der Seife fand in einem zweiten Raum mit großem Tisch statt.

Zuerst habe ich mir alle Zutaten und das Equipment bereitgestellt. Dann habe ich das Fenster in der Küche geöffnet und die persönliche Schutzausrüstung (Handschuhe, Kittel, Schutzbrille und FFP2-Maske) angelegt.

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Dann habe ich die Natronlauge hergestellt, da diese vor der Verwendung abkühlen muss.

Dafür habe ich die Menge an NaOH-Perlen und das Salz in einen ausgespülten Joghurtbecher abgewogen und weit zur Seite gestellt. Als nächstes habe ich destilliertes Wasser in den Messbecher abgewogen und diesen in die Edelstahl-Spüle gestellt. Neben die Spüle habe ich mir eine Flasche Essig gestellt und diese auch schon geöffnet. Hätte ich die Natronlauge irgendwo hin getropft, hätte ich sofort den Essig = Säure zum Neutralisieren drüber geschüttet.

Nun kommt der heikle Teil. Es werden die NaOH-Perlen und das Salz langsam in das Wasser im Messbecher gerührt. (NICHT ANDERS HERUM!) Dabei muss man drauf achten, die nun entstehenden Dämpfe nicht einzuatmen und auch nicht in das Gefäß zu fassen. Es wird über 90 °C heiß! Dafür den Kopf am besten so weit weg wie möglich vom Messbecher halten.

Nun so lange Rühren bis sich alles aufgelöst hat und dann den Messbecher z. B. in eine leere Käsescheiben-Verpackung stellen und vor dem geöffneten Fenster auf ca. 40 °C abkühlen lassen. Bei mir hat es mindestens 20 Minuten gedauert.

In dieser Zeit die Öle in einen Topf abwiegen und auf dem Herd auf ebenfalls ca. 40 °C erwärmen.

Wenn beide Flüssigkeiten ungefähr dieselbe Temperatur haben, wird zuerst die Ölmischung in ein Gefäß (alter Topf, Schüssel etc.) gegeben. Dann wird die Natronlauge durch ein kleines Kunststoffsieb unter Rühren/Pürieren zur Ölmischung gegeben.

Nach einiger Rührzeit wird die Masse viskoser (=dickflüssiger) und auch leicht milchig.
Wenn die Masse wie Pudding ist, ist sie perfekt.
Dann habe ich das jeweilige ätherische Öl untergerührt. Nun ist die Masse bereit zum Weiterverarbeiten.

Ich habe die Hälfte der Masse in eine zweite Schüssel gegeben.

Die eine Masse bleibt ungefärbt und wird mit Mohnsamen vermengt.
In der anderen Schüssel habe ich nach und nach Farbe zugegeben, bis mein Wunschton erreicht war. Dabei ist zu beachten, dass die Seife nachher milchig und heller ist als zu diesem Zeitpunkt.
Dann habe ich noch die getrockneten Lavendelblüten bzw. die frischen, in kleine Stücke geschnittenen Brennnesseln zugegeben und verrührt.

Jetzt geht es ans Befüllen. Da ich eine zweifarbige Seife mit Soap Line dazwischen haben wollte, habe ich wie folgt gefüllt.

Zuerst habe ich die TetraPacks ca. zur Hälfte mit der farbigen Masse befüllt und die Form ein paar Mal aufgeschlagen um alle Bläschen zu entfernen.

Dann habe ich mithilfe einer Teezange Backkakaopulver bzw. Kurkumapulver auf der Schicht verteilt – die Soap Line.

Beachte: Das Pulver wird direkt von der Seifenmasse getränkt und scheint zu verschwinden. Trotzdem nur einmal über die gesamte Fläche gehen. (Ich bin mehrmals drüber gegangen und es war gerade beim Kurkuma eine zu dicke Schicht, die die Seife etwas getrennt hat.)

Als nächstes wird die zweite, helle Schicht aufgebracht.
Tipp: Um zu vermeiden, dass diese Masse in der ersten versinkt, habe ich die Masse auf einen Teigschaber geschüttet und von diesem ist sie sanft in den TetraPack gelaufen. (Bei der Zitronengrasvariante funktionierte das eindeutig besser als beim Lavendel.) Bei der Lavendelseife habe ich nun noch die Bläschen ausgeschlagen und bei der Zitronengrasseife habe ich darauf verzichtet.

Nachdem die Masse in den Formen etwas fester war, habe ich versucht, leichte Wellenstrukturen auf der Oberfläche zu erschaffen und habe die getrockneten Blüten drauf verteilt.

Zum Abschluss habe ich die Oberfläche noch mit Isopropanol besprüht. Dies soll den Fettreif (weiße Schicht) auf der Oberfläche nach dem Trocknen verhindern. Bei mir hat es irgendwie nicht funktioniert.

Das Seifensieden war hiermit beendet, aber der eigentliche Prozess der Verseifung – die Gelphase in der Seife findet erst noch statt. Dafür habe ich die Formen mit Karton abgedeckt und in Handtücher gepackt und für zwei Tage ruhen lassen. Die Masse erhitzt sich nun noch einmal, wird einmal wieder fast klar und kühlt dann wieder ab.

Nach zwei Tagen war die Konsistenz der Seifen etwas wie fast abgekühlter Kerzenwachs.

Ich habe die Seifen aus der Form geholt und mithilfe eines Drahtes in meine gewünschte Form geschnitten. Dann habe ich noch Muster mit einem Stempel eingedrückt.

Dann habe ich die Seifen mit Abstand auf ein Blech gelegt und für mindestens 8 Wochen zum Trocknen in den Keller gelegt.

Die fertige Seife!

Nach vier Wochen ist die Seife schon recht fest. Sie riecht schwächer (= besser) nach ihrem Duft und sie schäumt beim Benutzen.
Nach acht Wochen ist die Seife nochmal deutlich fester geworden.

Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?

  • Färben mit natürlichen Farben: Die Seifenfarben hatten einige Zusatzstoffe, die ich beim nächsten Mal nicht verwenden möchte. Daher würde ich Rote Bete, Hibiskus, Kurkuma, Mate und Spinat als Farben austesten.
  • Für die Soap Line würde ich weniger Pulver verwenden.
  • Ich würde getrockneten Kaffeesatz als Peelingzusatz testen.
  • Die Dekoration auf der Seife würde ich weglassen, da sie sich löst.
  • Ohne Zeitdruck arbeiten.

1 Kommentar

  1. Die Seife ist wirklich toll geworden. Habe sie gerade in Benutzung ? und schön sieht sie natürlich auch aus. Viel zu schön für meine billige (aber funktionale) Seifenablage ?

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